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So wie in allen Teilen der Welt, so gibt es auch hier in Paraguay vielfältige Gelegenheit, Gutes zu tun und die Welt zu einem besseren Ort zu machen.

In Piribebuy betreibt Maria Metzinger, eine zweiundsechzigjährige Deutsche seit 2009 unter “göttlicher Führung” ein Frauenhaus. Von oberster Stelle bekam sie die intuitive Anweisung diesen Ort für Frauen, die Opfer häuslicher Gewalt geworden sind, zu schaffen. Das tut sie seitdem mit all ihrer Liebe und oft wohl auch über ihre Kräfte hinaus.

Häusliche Gewalt ist, wie in anderen Ländern auch, ein oft verschwiegenes Thema.

Aktuell leben hier zwei Frauen dauerhaft mit ihren 5 bzw. 3 Kindern. Auf dem großen Gelände vor dem unverputzten Haus herrscht buntes Treiben. Die Kids spielen rund um eine verrostete Blechtonne und winken uns zu, als wir uns das Gelände anschauen. Das alte Klettergerüst können sie heute nicht nutzen. Darauf haben die Frauen ihre frisch gewaschene Wäsche zum Trocknen aufgehangen. Immer wieder einmal gibt es Spenden von Europäern und so wurde das Haus schließlich fertiggestellt. Die Frauen sind Selbstversorger. Maria stehen nicht einmal (umgerechnet) 100 EUR im Monat zur Verfügung. So wurde aus Spendengeldern auch ein Hühnergehege gebaut. Nur leider gibt es weder einen Hühnerstall noch ein Türchen, so dass die Hühner nicht nur oft vom Nachbarn geklaut werden, sondern auch ihre Eier meist irgendwo, wo man sie nicht findet, ablegen. Halbfertig ist auch fertig.

Nachdem uns Maria stolz das gesamte Gelände gezeigt hat, führt sie uns in das eigentliche Wohnhaus. Es gibt zwei Gemeinschaftsräume in denen gespendete, meist zerschlissene, Möbel stehen. Jede Frau hat hier ihr eigenes Zimmer mit ca. 15 Quadratmetern. Dort lebt sie mit ihren Kindern, ähnlich wie in den kleinen paraguayischen Häusern auf dem Land. Vor kurzem erst spendete ein Deutscher Betten, so dass man nicht mehr auf dem Boden schlafen muss. Ein Luxus. In einem weiteren Zimmer ist eine Nähstube eingerichtet. Eine der Frauen, die seit 4 Jahren hier lebt, eigentlich neun Kinder hat und sich die ersten zwei Jahre keinen Fuß vor die Tür traute, ist Schneiderin. Sie scheint eine jüngere Frau anzulernen. Überall im Raum liegen Stoffreste wie bunter Schnee und auf einem alten Bügelbrett wartet ein neu genähtes Kleidchen darauf, in ordentlichem Zustand den Weg zu einem Käufer zu finden. Sie versuchen, die genähten Sachen vorn an der Straße zu verkaufen, wo sie eine Kleiderstange vor einer verwaisten Despensa, die wohl einmal Marias Mutter betrieben hatte, zu verkaufen.

In der gemeinsamen Küche hat man Buchstaben an die unverputzten Wände gemalt “damit sich die Kinder beim Essen an Buchstaben gewöhnen” 😉 Erstaunt fragen wir, warum denn draußen ein Feuerchen mit einem Topf darauf vor sich hin flackert und nicht die Küche benutzt wird. Die beiden Gasflachen seien alle, sagt Maria, als wäre es so normal wie dass die Sonne morgens aufgeht.

Hinter dem Haus, auf einem noch freien Feldstück, hat Maria die Vision, kleine Häuschen für die Frauen zu bauen damit sie irgendwann wieder ein eigenes Leben führen können. Doch das ist Zukunftsmusik …

In greifbarer Zukunft liegt jedoch die Idee, aus einem kleinen alten Haus auf dem Gelände eine Gesundheitsstation zu machen, in die einen Nachmittag pro Woche ein Frauen- oder Kinderarzt kommt und Frauen aus dem Umland kostenlos behandelt. Noch sind die Fenster im Haus zerschlagen und es steht jede Menge Gerümpel herum, doch sind wir von dieser Vision sofort begeistert.

“Wir” das ist in diesem Fall ein lieber Freund, den ich schon seit vielen Jahren kenne und der beeindruckende handwerkliche Fähigkeiten hat, aus quasi nichts etwas Wundervolles zu zaubern. Und ich möchte einfach in Dankbarkeit für mein eigenes gutes Leben etwas Sinnstiftendes tun und etwas Geld in bestem Sinne angelegt wissen. Geld, das mir liebe Menschen im besten Vertrauen für eine Weihnachtsaktion spendeten und das wir nicht ganz aufgebraucht hatten und Geld aus dem Verkauf meiner eigenen Firma Ende letzten Jahres. Wir sind gekommen, um uns einen Eindruck zu verschaffen, was hier wirklich gebraucht wird, nachdem wir von diesem Ort hörten. Es ist wenig sinnvoll, den Menschen in selbstgefälliger Überheblichkeit Geld in die Hand zu drücken. Die Menschen hier sollen keine Abhängigkeit von den Europäern lernen, sondern Unterstützung bekommen, ihr eigenes Leben zu bewerkstelligen. So mag es den einen oder anderen verwundern, dass wir nach dem Besuch im Frauenhaus beschließen, nicht etwa zunächst das Haus von innen zu verputzen oder die Küche neu herzurichten. Nein.

Nach intensiven Besprechungen beschließen wir, zunächst den kleinen Laden, die alte Despensa, an der Straße herzurichten. Einmal streichen, einen Wasseranschluss hinein verlegt, ein paar Regale und ein paar Bänke vor der Tür, die die vorbeifahrenden Europäer dazu einladen, anzuhalten um ein paar frische Bio-Eier oder selbst genähte Bettwäsche zu kaufen. Auch Luffaschwämme verkauft Maria schon seit Jahren um über die Runden zu kommen. Wenn wir es schaffen, hier einen Platz einzurichten, in dem man – was in Paraguay schwierig ist – gut genähte Bettwäsche und Spannbettlaken kaufen zu können und vielleicht weitere Artikel, wie Bio-Honig, selbst gebackenes Brot und alles, was die Einwanderer gern kaufen, dann könnten wir es schaffen, dass die Frauen erfahren könnten, ihren eigenen Lebensunterhalt zu verdienen. Eine große Tafel muss her, auf der die Einmaligkeit von Marias Projekt gut sichtbar zur Straße hin kommuniziert wird und die Termine für die nächste ärztliche Behandlungsmöglichkeit angeschrieben werden können. So erfahren auch andere vielleicht betroffene Frauen von diesem Ort und können Vertrauen fassen.

Die Gemeinschaftsräume brauchen ein wenig Equipment um auch wirklich von den Kindern genutzt zu werden. Es gibt so viele Deutsche hier, die sich auf ihren Grundstücken langweilen. Vielleicht mag der eine oder andere ab und zu ein Bastelangebot machen?

Unser nächstes Projekt wird dann das Instandsetzen des Gesundheitshauses. Nicht weil ich so viel von der Schulmedizin halte. Aber auf diese Weise könnte man auch andere Betroffene auf unverfängliche Art und Weise einladen, sich an diesem Platz wohlzufühlen. So haben wir aktuell viele Gedanken, um Maria in ihrer wundervollen Arbeit zu unterstützen und freuen uns über jede Art der Beteiligung! Sehr gern auch handwerklich oder einfach nur zum gemeinsamen Aufräumen.

„Weil Gott euch nun auserwählt hat, zu seinen Heiligen und Geliebten zu gehören, bekleidet euch mit barmherziger Zuneigung, mit Güte, Demut, Milde und Geduld.“ (Kolosser 3,12)

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Und hier nun seht ihr, welchen Fortschritt das Projekt nimmt … “Der kleine Laden” an der Straße wurde bereits von außen gestrichen so dass der Verkauf von selbst gefertigten Produkten spätestens im Mai beginne kann. Und wir haben zig Meter Stoffe gekauft und mit den Frauen unsere Ideen für hübsche Tagesdecken etc. besprochen, von denen wir sicher sind, dass die Europäer sie gern kaufen.

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