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Unzählige Deutsche tragen sich momentan mit dem Gedanken, nach Paraguay auszuwandern und freuen sich, wenn andere Auswanderer ihre Erfahrungen zum Auswandern nach Paraguay mit ihnen teilen. Sicher: Erfahrungen sind individuell und jeder erfährt Paraguay anders. Insofern kann auch ich hier nur meine ganz persönliche Sicht mit euch teilen.

Eigentlich bin ich genau die Falsche, die ihr fragen könntet “Welche Nachteile hat Paraguay? Wie sind deine Erfahrungen zum Leben in Paraguay? Warum? Ich mochte das Land bei meiner ersten Reise so überhaupt gar nicht. Ich empfand es als”umbunt” und tooootal langweilig. Mir fehlten die coolen Cafés, in denen man schon mal ganze Tage bei einem leckeren Cappuccino mit einem guten Buch in der Hand verbringen konnte. Mir fehlte tatsächlich vor allem auch eine gewisse Lebendigkeit. Ich empfand die Paraguayer als wären sie pausenlos in “slow motion” unterwegs. Das war für Eine wie mich, die gewohnt war, durch ihr Leben zu rennen (ich meine ich bin Mutter dreier Kinder und gleichzeitig Unternehmerin!) mal so gar nichts. Außerdem war ich viel gereist und liebte die Cafés und Places To Be auf Bali, liebte das mediterrane Flair unserer Wahlheimat Mallorca oder das raue Meer in Sri Lanka. Was also konnte Paraguay mir bieten? Gähnendes Nichts.

Heute, nur drei Jahre später genieße ich genau dieses Nichts. Ja, ich habe tatsächlich begonnen, selbst langsam in “slow motion” zu verfallen. “Du brauchst drei Jahre bis du das Rennen und die deutsche Ungeduld ablegst.”, hatten Freunde vor kurzem noch zu mir gesagt. Um ehrlich zu sein: Ich brauche ganz sicher mindestens fünf Jahre! Aber immerhin habe auch ich es geschafft, das Land mittlerweile zu vermissen, wenn ich wie jetzt, für einen Orga-Aufenthalt in Deutschland bin.

Ich vermisse es, dass an meinem Gartenzaun der Ochsenkarren verbeirumpelt.

Ich vermisse es, hinter dem zerbeulten Autobus aus den fünfziger Jahren hinterherzukriechen.

Ich vermisse das breite Lachen der Menschen, denen ich begegne, während ich mit meinem völlig off-road-untauglichen kleinen Kia unsere lange Sandstrasse entlang rumple.

Und ich hätte nie gedacht, dass ich dies einmal sagen würde.

Was ich ganz sicher nicht vermisse, sind die vielen Moskitos, die selbst im südamerikanischen Winter nicht ganz verschwinden. Und ich genieße es, einmal nicht um 9 Uhr todmüde ins Bett zu fallen da es schon (im Winter) ab 5 Uhr stockdunkel ist.

Ich genieße hier in Deutschland nun auch, die abwechslungsreiche Landschaft, die mir in Paraguay im ewigen Grün doch immer ein bisschen langweilig erscheint.

Doch geht mir die Geräuschkulisse hier in Deutschland bereits nach kürzester Zeit auf die Nerven. Ich bin es gewohnt, das Kreischen der Papageien um mich zu haben und vom Krähen der Hähne unserer Nachbarn geweckt zu werden. Alternativ vom Hundegebell der ca. 20 Strassenhunde, die unseren Weg besiedeln. Vor allem bin ich es auch gewohnt, dass mich jeder, dem ich begegne, anlächelt und nett grüßt. Das unterscheidet Paraguay und Deutschland wirklich krass voneinander.

Und wie sieht es mit Corona im Vergleich Deutschland – Paraguay aus? Ja, auch in Paraguay gibt es viele Menschen, die eine Maske tragen. Einfach weil sie Angst haben. Aber niemand würde einen anderen anfauchen, nur weil er eben keine Maske trägt. Leben und leben lassen ist das Motto. So zum Beispiel bin ich auf meinem Rückflug von Paraguay nach Deutschland bis zum Flughafen Frankfurt ohne Maske gereist. Erst am Flughafen Frankfurt erkannte ich dann an einem wirschem “Maskeeeee!!!”, dass ich Südamerika offensichtlich verlassne hatte. Dies war meine ersten Erfahrung, als ich wieder einen Fuß auf deutschen Boden setzte. Willkommen zurück!

Alles in allem würde ich meine Erfahrungen mit Paraguay mittlerweile als wirklich gut bis sehr gut bezeichnen. Zum “ausgezeichnet” fehlt mir nach wie vor ein wenig mehr Flair. Aber da ich es mir ja mit meinem Blog zur Aufgabe gemacht habe, genau diese Places To Be zu finden, sollte sich das vielleicht auch bald ändern.

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